Entwicklung der Therapeutenpersönlichkeit by Stefan Gerhardinger

Entwicklung der Therapeutenpersönlichkeit by Stefan Gerhardinger

Autor:Stefan Gerhardinger
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783662610190
Herausgeber: Springer Berlin Heidelberg


15.4 Kritische Würdigung

Welcher Patient passt zu welchem Therapeutentyp? Passt zu den dependenten, zwanghaften Patienten, eher der normierte Therapeut oder doch eher der Abenteurer, der Grenzen überschreitet und damit neues Terrain erkundet? Ist den depressiven Patienten der Entertainer anzuempfehlen oder doch eher die nährende Mutter oder der verständnisvolle Vater? Braucht der ängstliche Patient den Gewissenhaften oder vielleicht doch den Nonkonformisten? Sind die Narzissten bei den Edeltherapeuten wirklich gut aufgehoben? Benötigen die Borderliner den Normal-Typus und die Dissozialen den Lehrer oder gar Richter? Landen die eher strukturierten, problemlöseorientierten Patienten häufiger in einer Verhaltenstherapie, die philosophisch angehauchten eher in einer existentiellen Therapie und die klärungsbedürftigen Patienten wahrscheinlicher in der Psychoanalyse? Man könnte diese Gedankenspiele fast endlos weitertreiben, ein brauchbares Ergebnis würde kaum zu erwarten sein. Es muss der Probatorik und der kritischen Prüfung durch Patient und Therapeut überlassen bleiben, hier eine notwendige Passung für den angestrebten Therapieerfolg feststellen zu können oder eben die Therapie zu beenden, ehe sie beginnt. Stark limitiert wird die zielgenaue Therapeutensuche auch dadurch, dass viele Patienten wenig Wissen darüber haben, worauf sie bei einer beginnenden Psychotherapie achten sollten. Eine weitere erhebliche Einschränkung liegt darin, dass Psychotherapieplätze gemäß der bekannt langen Wartezeiten nicht bedarfsdeckend zur Verfügung stehen. Somit wird aus pragmatischen Gründen oder wegen zu großer seelischer Not eine allzu genaue Therapeutensuche oftmals unterbleiben.

Prinzipiell mag darauf hingewiesen sein, dass eine allzu gute Passung zwischen Therapeut und Patient auch therapieschädlich sein kann. Sympathie beispielsweise wird durch empfundene Ähnlichkeit (Cialdini 2004) gefördert. Erlebte Ähnlichkeit mag Sicherheit geben. Dennoch gilt es in der Therapie, Unterschiede zu schaffen, die tatsächlich einen Unterschied machen, um Entwicklungen zu fördern und Veränderungen erlebbar zu machen.

Mal ehrlich

Kennen sie ihre Type und wenn ja, welche Type sind sie? Ist dieser Therapeutentyp passend für sie oder liebäugeln sie mit einer anderen Variante?



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